Die Flammleiste
Die Flammleiste ist ein dekoratives Formelemente der späten europäischen
Renaissance. Im Klassizismus und danach fand sie wenig Verwendung und wurden erst
im Historismus wieder aktuell. Flammleisten unterscheiden sich vom einfachen Profilstab
dadurch, dass zusätzlich zum Querprofil auch noch in der Länge eine Profilierung
vorhanden ist, entweder als einer Flammenlinie ähnliches Hin und Her oder weitaus
häufiger als ein Auf und Ab in Wellenform. Im deutschsprachigen Raum wurde die Technik
zur Herstellung solcher Leisten meist „Flammen“ genannt, - man sprach auch vom „geflammten
Hobeln“.
In Frankreich war die Bezeichnung „Wellen“ üblicher (siehe Uwe Lehmann Rekonstruktion
historischer Vorrichtungen für Flamm- und Wellenleisten). In der neueren Literatur
werden häufig das flammenähnliche Dekor (Flammleiste) und das wellige Band (Wellenleiste)
unterschieden. Andere historische Begriffe sind Flammstab,
Rumpelleiste, Rippenstab, Schableiste.
Die Leisten fanden im Möbelbau, bei Vertäfelungen, als Einfassungsleisten von Füllungen
und insbesondere bei der Anfertigung von Bilder- und Spiegelrahmen
Verwendung. Kabinettschränke aus Augsburg, Reliefintarsien aus Eger, flämische und
holländische Kabinettrahmen sind Beispiele dafür.
Ihren Ursprung haben diese Leisten, nach allem was bisher bekannt ist, in Deutschland.
Johann Schwanhardt, Kunstschreiner und Büchsenschifter aus Rothenburg
ob der Tauber, gilt allgemein als Erfinder des geflammten Hobelns (ca. 1600). Sein
Schwiegersohn, Jacob Hepner, führte die Erfindung in Nürnberg ein und leistete damit
einen wichtigen Beitrag zur Fertigung der im Barock in Mode gekommenen Well- und
Flammleisten.
- Uwe Lehmann: Rekonstruktion historischer Vorrichtungen für Flammleisten und Wellenleisten.
In: Restaurator im Handwerk. Ausgabe 2006, S. 23–24.
- Johann Georg Krünitz u. a.: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der
Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. Die Enzyklopädie
erschien im Zeitraum von 1773 bis 1858 in 242 Bänden.
- Günther Heine: Das Werkzeug des Schreiners und Drechslers. Schäfer, Hannover 1990,
ISBN 3-87870-596-4, S. 146.
- Uwe Lehmann: Das geflammte Hobeln. Von Hand mit dem Ziehstock hergestellte Flammleisten.
In: Bauhandwerk. Jg.: 29, Nr. 4, 2007, Seite 52-53., Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau (IRB)